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Falkenwacht
Regen


Beide hier vorgestellten Kurzgeschichten sind schon etwas alt und ich habe mir auch lange überlegt, ob ich sie hier "veröffentlichen" soll. Jetzt habe ich es aber einfach mal getan. Möchte eigentlich auch keinen großen Kommentar zu den beiden Erzählungen abgeben. Sie sind einfach was sie sind: Geschichten. Ich hoffe sie können das, was Geschichten können sollten: Euch unterhalten. In diesem Sinne, wünsch ich euch viel Spass!

Falkenwacht!!!

Blitze zerrissen den den Himmel. Eiskalte Windstöße zerfetzten immer wieder aufs Neue die dunklen Wolkenfront. Doch statt klaren Himmel preiszugeben erschien nur wieder eine neue, dunkle und bedrohliche Schicht aus schwarzen Unwetterboten. Der Regen prasselte auf die geschändete Landschaft ein und hinterließ Eiszapfen, wo er auf den kalten Stein traf. Nur in der Höhle, die einst von einem wärmeren Regen in einen der Felsen gewaschen worden war, war es warm und geborgen. Nur gelegentliche Böen drangen in den Anfangsbereich ein und wirbelten Eiskristalle durch die Gegend. Dort stand er und jede dieser Windstöße ließ ihn erzittern, ließ seine Muskeln erbeben und trieb ihm die Tränen in die Augen. Doch trotz der Kälte wandte er seinen Blick nicht ab von dem Naturschauspiel, sondern blickte weiter starr zum Horizont. Und als die Sehnsucht zu stark wurde, er sich nicht mehr beherrschen konnte, trat er einen weiteren Schritt nach vorne und begann seine lang nicht mehr benutzten Flügel in dem eisigen Wind zu spreizen.

"Du brauchst nicht da raus zu gehen! Der Wind hat sich gedreht, es ist zu spät!" hielt ihn eine Stimme aus dem hinteren der Höhle zurück. Fast schon schuldbewußt legte er seine Schwingen wieder an den Körper, aber konnte seinen Blick immer noch nicht lösen. Er spürte, wie sie sich von hinten näherte, ihren Arm in seinem warmen Gefieder vergrub, spürte ihre Angst und fühlte sich irgendwie schuldbewußt, daß er ihre Befürchtungen eintreten lassen würde! In einem fast schon verzweifelten Versuch, ihn doch noch umzustimmen sagte sie zu ihm:" Bleib, da draußen gibt es nichts mehr für dich zu gewinnen". Doch er wandte nur seinen Kopf und sie sah direkt in seine Augen: Sie sah, wie sich die Landschaft in ihn ihnen spiegelte. Doch dort, wo jetzt Gewitterwolken und Eisregen herrschten, war das Spiegelbild in seinen klaren Augen ein Sinnbild des Friedens. Sie sah eine warme grüne Landschaft kurz nach der Abenddämmerung. Sah den Sternenhimmel in seinen Augen mit dem leuchtenden Polarstern genau in seiner Iris. Spürte den ungeheuren Frieden, der von diesem Bild ausging, und verstand. Er würde nicht bleiben, konnte nicht bleiben. Er hatte sich in einen Traum verliebt, und er würde gehen, bald...

Regen

Regen! Nichts als Regen! Gleichmäßig tröpfelt er gegen die Scheibe, auf das Pflaster und überzieht die Welt mit einem seltsamen schimmernden Schleier. Wäscht hinweg den Staub der Vergangenheit und ertränkt die Sorgen der Gegenwart. Rinnt nur gleichmäßig die Stufen herunter und bildet kleine Wasserfälle in denen sich das noch verbliebene schummrige Licht bricht.

Erinnerungen an die Vergangenheit kommen hoch. Erinnerungen an Tage ohne Regen, an die Stufen bei Nacht, an Zeiten voll Staub und Sorgen, an Momente der Hoffnung und des Glücks. Doch der Regen wäscht alles weg. Ertränkt es in Strömen von Wasser und hinterläßt nur nassen Stein. Weg ist der Staub, weg sind die Zweifel, weg ist die Hoffnung. Alles neu, alles frisch, alles unsicher. Möchte auf Altes vertrauen, möchte erreichte Ziele ausbauen, doch alles verronnen, alles verflossen, alles weg. Zurück bleibt nur nasser Stein. Und ein weiterer salzger Tropfen, zerplatzt auf dem harten Grund. Eine letzte Ehrerbietung, der Schönheit der Erinnerung wegen. Ein Zeugnis der Vergangenheit, das einzige Überbleibsel einer langen Zeit.......zumindest bis zum nächsten Regen.........